Christian Lindner muss harsche Kritik für seine Rede vor Bauern einstecken. Mit seiner Hetze gegen Erwerbslose und Geflüchtete sei er als Bundesminister untragbar, findet die Vorsitzende der Linken und fordert seinen Rücktritt.
Die Bauern haben Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) am Brandenburger Tor in Berlin mit einem Pfeifkonzert begrüßt. Im Nachgang sorgen nun auch die Worte, die er an die protestierenden Landwirte richtete, für Kritik.
Linkenchefin Janine Wissler fordert sogar Lindners Rücktritt. »Ein Bundesminister, der sich vor protestierende Landwirte stellt und keinen einzigen Vorschlag zu deren Anliegen macht, aber stattdessen gegen Erwerbslose und Geflüchtete hetzt (›Geld fürs Nichtstun‹), der wird nicht nur zurecht ausgebuht, der ist als Minister untragbar«, sagte sie dem SPIEGEL.
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Die Rede bei den Protesten der Bauern sei ein weiterer Tiefpunkt. »Wie bereits bei der Absage des Klimagelds, nimmt Lindner Leistungsbezieher ins Visier«, sagte Wissler. Am Sonntag wurde bekannt, dass Lindner das versprochene Klimageld, mit dem die Ampelkoalition die Bürger unterstützen wollte, erst nach der nächsten Bundestagswahl auszahlen will.
Die meisten Bauern sind aber reich, auch wenn sie das nicht gern zugeben. Viele sind Grossgrundbesitzer; besitzen mehrere Immobilien. Bauer zu sein bedeutet man hat Maschinen im Wert von vielen zehntausend Euros, manchmal Solar und Windkraftanlagen; kann jederzeit Selbstversorger sein und ist oft auch Arbeitgeber. Einige haben Vieh, bei dem ein einzelnes Tier 2000 bis 4000€ wert ist. Sie investieren Summen, bei denen anderen Leuten schwindelig wird.
Und darum sollen sie nun alles verkaufen und vom Erlös leben, oder was wolltest du damit sagen?
Keine Ahnung was der Kollege sagen will aber die verhungern nicht. Wir haben als Steuerzahler je Hof im letzten Jahr 48.000 Euro zugebuttert. Das ist mehr als ein großer Teil der Steuerzahler selbst verdient. Irgendwann ist mal Schluss. Außerdem machen die die letzten Jahre Rekordgewinne.
Und wenn es darum geht, dass bei den kleineren Höfen ja nicht so viel ankommt, weil die großen alles abgrasen, dann ist das ein Argument dafür, dass die mal gegen Ihre Groß-Bauernkollegen und Ihren Bauernpräsidenten auf die Straße gehen anstatt nachts die arbeitende Bevölkerung mit Ihrer hupenden Dieselpest um den Schlaf zu bringen.
Die Aussage ist doch erstmal nur, dass es bei Bauern einen relativ großen Haufen Kapital gibt, der so wie er eingesetzt wird offensichtlich keine besonders gute Rendite abwirft. Stattdessen wird die Rendite aus Steuermittel bezuschusst bezuschusst.
Wo kommen Steuermittel aktuell her? Ungefähr zur Hälfte aus Lohn- und Umsatzsteuern. Hier fließt also Geld von Lohnarbeitern zu Kleinkapitalisten, weil sie von den Großkapitalisten zu beschissenen Preisen gezwungen werden und weil sich die Lohnarbeiter teurere Preise in vielen Fällen auch nicht leisten könnten. Und es fließt insbesondere auch zu den großen Betrieben die die kleinen am auffressen sind.
Aber anstatt, dass sich die Bauern mit den Lohnarbeitern solidarisieren, kämpfen sie für Subventionen von denen große Betriebe mehr Nutzen haben als die Kleinen, für die sie zu kämpfen vorgeben.
Niemand will, dass die Bauern aufgeben und es ein Oligopol in der Landwirtschaft gibt. Aber die zugrundeliegenden Probleme und Mechanismen einfach zu ignorieren wird ganz sicher nicht helfen.
lol, nein, ich antwortete darauf, dass man bedenken müsse, dass Lindner nicht für die Bevölkerung, sondern nur für die Reichen spreche. Die Bauern sind hier zum Grossteil die Reichen. Wollte das nur klarstellen. Wahrscheinlich wäre er auf einer Demo für Andere gar nicht erst aufgekreutzt.
Klassensuizid ist der einzige Weg aus der Unmenschlichkeit der Ausbeutung anderer. Dabei ist ein Verkauf an andere Kapitalisten sicher nicht das was gemeint ist, sondern eine Kollektivierung des privaten Besitzes zugunsten der Arbeiter welche aus dem Material etwas vermarktbares schaffen.
Wer hier impulsiv runterwählt, sollte vorher folgendes bedenken:
Ich kann eine Menge gebundenes Kapital in Form von Vieh, Maschinen oder Immobilien haben und trotzdem relativ scheiße verdienen.
Da nützt es mir nix, dass mein Traktor viel wert ist, weil ich ihn nicht verkaufen kann, ohne mein Einkommen zu verlieren.
Ich kann Tiere im Wert von 3000€/Stück haben und trotzdem beim Verkauf kaum, 0 oder sogar negativen Profit haben.
So ein Bauer hätte dann zwar Vermögen, doch Vermögen alleine macht nicht satt. Interessant ist, was sie am Ende für Gewinne erwirtschaften
Du hast einen Punkt vergessen: Wenn es alles so schlimm ist wie ich immer behaupte, kann ich jederzeit meinen Hof, Maschinen und Vieh verkaufen, und ein schönes Leben haben.
Vergessen die meisten, wenn sie mit ihren Traktoren vor dem Brandenburger Tor oder auf einer Autobahnauffahrt stehen. Tatsächlich zwingt sie aber niemand dazu dieses schwere Los als armer Vermögender zu tragen. So schlecht scheint es dann nämlich doch nicht zu sein.
Die Diskussion ist ein bisschen wie mit den armen Vermietern, wenn denen mal wieder ein zwei Prozent der Mieten verloren gehen. Wenns euch so schlecht geht verkauft halt eure verdammten Immobilien allesamt.
Den Bauern kann/muss man aber zumindest zugute halten, dass sie selber auch produktiv arbeiten müssen damit ihr Kapital Renditen abwirft.
Kann sein, wenn man alles selbst finanziert hat/nicht verschuldet ist. Wie realistisch die Annahme ist, kann ich nicht beurteilen.
Der Fairness halber muss ich aber auch sagen, dass das auch schon ein Paar Mal vorgekommen ist, dass es sich für einen Landwirt nach ein Paar Jahren schlechter Ernte nicht mehr rechnet. Da freun sich dann immer die Agrakonzerne, wenn sie ihm den ganzen Hof abkaufen können. Für die Verbraucher, Angestellten und ggf. Tiere ist das oft nicht so super.