Hier eine Ergänzung zu dem Artikel aus diesem Post.
Anscheinend ist den Autoren [der Presse, Anm. v. OP], die irgendwelche Defizite bei der Justiz beklagen, nicht ansatzweise klar, dass sie mit ihren Forderungen den Rechtsstaat beenden und die Bananenrepublik ausrufen. Das gilt auch für die in anderen Leitartikeln geäußerte Forderung, Lindemann schon deswegen als schuldig zu betrachten, weil mehrere Frauen über die Medien Vorwürfe erheben. Nach dem Motto: Wenn mehrere etwas sagen, dann muss was dran sein. Was für ein absurder Gedanke.
Die belastenden Berichte klingen zwar schrecklich, trotzdem erfüllen die Erzählungen keine Straftatbestände.
Die Staatsanwaltschaft weist darauf hin, dass etliche der Aussagen sich gar nicht auf eigenes Erleben beziehen. Vielmehr berichten Frauen über Dinge, die sie von Dritten gehört haben.
Udo Vetter verlinkt ja interessanterweise den Beitrag nicht, an dem er festmacht, dass “die Medien voller Wehklagen” seien. Ich zitiere mal mich selbst aus dem anderen Thread:
Uff, von Udo Vetter hätte ich besseres erwartet. Hier der Meinungsbeitrag auf t-online, auf den er sich bezieht.
Das wird in dem Beitrag genau nirgends angedeutet. Da geht es gar nicht um Strafforderungen, sondern darum, wie schwer es für Betroffene wird, wenn sie juristische Schritte einleiten wollen.
WZF, Udo?
Okay, weil der Staat das so sagt, ist das so. Ich hatte die Rolle der Presse so verstanden, dass sie gerade auch staatliches Handeln hinterfragen sollte, aber das ist dann wohl ein Irrtum meinerseits. Zur Begründung führt er dann aus, dass die Staatsanwaltschaft ja versucht habe, Kontakt zu den Betroffenen aufzunehmen, so als wäre das im Meinungsbeitrag unterschlagen worden. Ich zitiere aus dem Beitrag:
Was wird denn da den Lesern vorenthalten?
Ich finde den Beitrag auf t-online auch nicht besonders gelungen, aber man sollte den schon kritisieren, ohne sich in solche hanebüchenen Fantasien reinzusteigern.
Vielleicht einfach Rammstein Fan?
Die Einstellung des Verfahrens (oder besser gar nicht erst aufnehmen eines solchen) kann ich absolut verstehen und finde es, sollte die Begründung stimmen (wo von ich erstmal ausgehe), absolut korrekt. Leider sieht auch er nicht den Punkt, den viele Leute hier klarmachen wollen: Der absolut ekalhafte und dedradierende Umgang mit (jungen) Frauen. Auch wenn das Verhalten von Lindemann und Co nicht justiziabel sein mag, so offenbart es doch ein gelinde gesagt zutiefst abwertendes Frauenbild. Schon Videos von after show Partys aus früheren Jahren zeigen eine sexuell und gewaltsam aufgeladene Atmosphäre, in der sicherlich leicht Situationen entstehen, die die zum Teil minderjährigen Teilnehmerinnen doch nachhaltig traumatisierten können. Ich denke allen Männern (auch Jurabloggern) würde ein wenig Reflexion gut tun und sie sollten sich immer hinterfragen wie sie vielleicht auch selbst oder in der Gruppe in der Vergangenheit Frauen begegnet sind und ob es nicht die ein oder andere Grenzüberschreitung gegeben hat. Dies könnte ein viel wertvolleres Ergebnis aus der ganzen Sache sein als ein Urteil gegen einen notgeilen alten Typen.
Und das kann und sollte man verachten und die Leute dafür für Arschlöcher halten. Aber nur weil jemand ein Arschloch ist, kann man ihn nicht einfach für etwas verurteilen, für das es weder Beweise noch Zeugen gibt.
Und doch, ja, die Presse und diverse “Influenzer” haben sich an dem Thema so richtig schön hochgezogen.