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"Digitales Bafög sollte vieles leichter machen – doch bisher ist oft das Gegenteil der Fall. Studierende warten teils noch länger auf ihren Bescheid. (…)

Davon kann Martina Jobst, Sachbearbeiterin im Studierendenwerk Regensburg, nur träumen: „Aktuell ist der Stand, dass viele von uns mit den Weiterförderungsanträgen aus dem Jahr 2022 noch nicht fertig sind.“ Seit 1991 bearbeitet Jobst Bafög-Anträge. Sie kennt noch die Zeiten, als Anträge schriftlich bearbeitet und Datenblätter an ein externes EDV-Institut weitergeleitet wurden. Ganz so umständlich läuft die Bearbeitung nicht mehr ab, dennoch stapeln sich die Aktentürme. „Momentan gibt es einen enormen Mehraufwand, weil der Antrag digital ist, aber die Bearbeitung nicht. Früher kamen die Anträge per Post und wir konnten es direkt abheften. Jetzt muss man es immer ausdrucken, sortieren und zuteilen“, sagt Jobst.

In Bayern ist die Digitalisierung analog

Wie in allen anderen Bundesländern wurde vor zwei Jahren auch im Studierendenwerk Regensburg ein einheitliches digitales Antragssystem für das Bafög-Verfahren eingeführt. Die Problematik dabei: Studierende können die Anträge zwar online stellen, doch die Sach­be­ar­bei­te­r:in­nen müssen diese nach wie vor ausdrucken und in analoge Akten sortieren. Für die Sach­be­ar­bei­te­r:in­nen bedeutet das: unnötige Mehrarbeit. „Die ganze Papierflut führt zu Bearbeitungsstaus“, so Jobst. Hinzu komme, dass manche Studierende den Antrag über das Onlineportal stellten, ihre Unterlagen aber zusätzlich noch postalisch schickten. „Das muss man dann erst mal durchblicken.“

Als „Digitalisierung ad absurdum“ bezeichnet DSW-Geschäftsführer Anbuhl den aktuellen Stand: „Wir haben zwar den digitalen Antrag, aber es gibt keinen digitalen Bescheid und keine digitale Akte.“ Die Leidtragenden seien letztlich die Studierenden, die lange auf ihren Antrag warten müssten – und die Beschäftigten in den Bafög-Ämtern. (…)"

  • nicerdicer@feddit.de
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    10 months ago

    Insgesamt stellt sich doch die Frage, warum diese Antragsunterlagen überhaupt ausgedruckt (und abgeheftet) werden müssen. Wenn es darauf hinausläuft, dass der Antrag lediglich ein PDF (womöglich soger noch eines Pixelbildes) ist, dann kann man sich das ganze auch sparen. In dem Fall wäre die analoge Bearbeitung dann tatsächlich schneller.

    Etwas ähnliches konnte ich mal bei einem Bauamt beobachten:

    Der Antrag, der als Anhang einer Email vorliegt, wird ausgedruckt (natürlich nur einseitig, um viel Papier zu produzieren - und weil womöglich niemand das beidseitige Bedrucken des Papiers in den Druckoptionen einstellen kann), anschließend werden alle Angaben aus dem PDF-Formular händisch in eine Bearbeitungsmaske der Behördensoftware eingegeben.

    Ich bin mir sicher, dass sich solche Anwendungsfälle (Informationen von einem PDF in eine andere Software übertragen) sich auch automatisieren ließen; alleine, um Übertrageunsfehler (z.B. Zahlendreher) zu vermeiden. Jeder Mobilfunkanbieter bekommt es doch auch hin, dass alles automatisch abläuft. Sogar beim Finanzamt (Elster) funktioniert es reibungslos (und auch papierlos!).

  • jo3rn@feddit.de
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    10 months ago

    Die “Lösung” wird leider sein, mehr Leute in der Sachbearbeitung einzustellen und den Apparat weiter aufzublähen.

    Hat mal jemand kalkuliert, wie sich ein bedingungsloses Bafög volkswirtschaftlich auswirkt?

    • Wenn nicht mehr zig Personen (Amt, Antragstellende, Eltern, Geschwister, Arbeitgeber, Banken, Finanzamt,…) mit dem Sammeln, Prüfen und Nachfordern von Nachweisen beschäftigt werden.
    • Wenn niemand mehr die Wohnung wechseln, ein Kredit aufnehmen oder in andere Abhängigkeit geraten muss, weil das Geld erst Monate später kommt.
    • Wenn man sich ohne große finanzielle Sorgen aufs Lernen fokussieren kann, weil keine Kürzung oder Rückzahlung droht, weil man irgendwas nicht beachtet hat.
    • Wenn das Bafög-Personal sinnvolleren Tätigkeiten nachgehen kann

    Ich kann mir irgendwie vorstellen, dass sich das unterm Strich lohnt, zumal ein Anteil des Bafögs ja sogar zurückgezahlt wird.